Tipps für schreibende
Das Exposé
Der Endgegner vieler Autor*innen
Wenn du dich als Autor*in mit deinem Manuskript bei einer Agentur oder einem Verlag bewerben willst, brauchst du ein gutes Exposé – nein, du brauchst ein großartiges Exposé, das die Lesenden von den Socken haut!
Dein Exposé muss auf den ersten Blick überzeugen, nur dann werfen Agent*in und Verlagslektor*in auch einen zweiten Blick darauf und lesen auch mal ins Manuskript rein. ALLES wichtige muss direkt erkennbar sein und es dürfen keine Fragen offenbleiben. Das Exposé soll nicht das Interesse oder die Neugier wecken, sondern muss von Anfang bis (Buch-)Ende alle Kriterien enthalten, die für die Einschätzung notwendig sind.
Die Kopf- oder Fußzeile
Auf dem Exposé wie im gesamten Manuskript sollten in der Kopf- oder Fußzeile deine Kontaktdaten stehen: Name, E-Mail-Adresse, Telefonnummer. Seitenzahlen sind ebenfalls eine gute Idee, weil manche Agent*innen mit Ausdrucken arbeiten – und wenn die dann mal durcheinandergeraten …
Der Kopf
Hier listest du Name und/oder Pseudonym, Arbeitstitel des Buches, Erzählperspektive, Genre mit Subgenre, Tropes (Plotmuster, die eine bestimmte Struktur vorgeben z. B. enemies to lovers), Umfang (Normseitenanzahl), Format (Einzelband, Reihenband), Zielgruppe/Referenztitel und den USP auf und auch ob Grafiken oder Illustrationen angedacht sind.
Zu den Genres und ihren Subgenres kannst du dich hier eingehender informieren. Gängige Tropes kannst du hier nachlesen.
Um die Zielgruppe zu eruieren, helfen dir folgende Fragen: In welchem sozialen Umfeld leben deine potenziellen Leser*innen und welche Rolle nehmen sie dort ein? In welchem Lebensabschnitt befinden sie sich? Was sind ihre Werte, Ziele und Wünsche im Leben? Welches Kauf- und Leseverhalten legen sie an den Tag und wie passt die Preisgestaltung deines Buches dazu? Welche Erwartungen haben die Leser*innen an das Genre und warum sollten sie genau dein Buch kaufen und nicht das, das neben deinem im Regal steht? Was lesen sie sonst noch so für Bücher?
Wenn du die letzten Fragen beantworten kannst, hast du auch schon einen Anhaltspunkt für den USP, den Unique Selling Point. Was ist das Besondere an deinem Buch? Was ist anders als bei anderen Romanen desselben Genres? Was haben die Lesenden davon, wenn sie dein Buch lesen?!
Der Pitch
erklärt in ein bis drei Sätzen die Handlung und zwar so, dass er Lust auf das Buch macht. Schreib einfach mal zehn Varianten ohne viel Nachdenken auf. Benutze außergewöhnliche Wörter, ungewöhnliche Formulierungen oder auffällige Gegensätze. Mein Kollege Hans Peter Roentgen hat die möglichen Pitchtypen sehr anschaulich zusammengefasst.
Die Botschaft
Anders als der Pitch fasst die Botschaft oder Prämisse nicht die Handlung zusammen, sondern beschreibt, um was es eigentlich wirklich echt geht; unter der Oberfläche, außerhalb des Bewusstsein der Figuren und vielleicht sogar der Leser*innen. Die Figuren folgen der Prämisse wie einem roten Faden, der ihre Handlungen bestimmt. Sie kann als Frage formuliert sein, auf die das Buch eine Antwort gibt oder eine These darstellen, die der Roman durchspielt.
Was wäre wenn … bzw. Wenn …, dann … sind Formulierungen, die dir dabei helfen können.
Am besten ist es, wenn du bereits vor Schreibbeginn eine Prämisse formuliert hast. Schließlich solltest auch du wissen, was du eigentlich schreiben willst! Wenn nicht, solltest du hinterher aber unbedingt in der Lage sein, eine herauszubilden. Falls das nicht der Fall ist, merken das auch die Leser*innen unterbewusst und das Leseerlebnis leidet.

Der Kurztext
Im Kurztext muss die gesamte Handlung von Anfang bis Ende kurz und knackig – in 12 bis 15 Sätzen – zusammengefasst werden. Ja, das ist schwer, denn du musst nicht nur die Figuren und ihre Motivation benennen, sondern auch den Plot, Spannungsbogen, Konflikt und das Setting. Hier zählt jedes Wort!
Beantworte dafür die fünf W-Fragen: Wer, wann, was, wo, wie und warum? Für den Mittelteil kannst du dich auf den Konflikt und die Hindernisse konzentrieren, die sich der Hauptfigur in den Weg stellen. Zum Schluss beschreibst du das Ende und wie es sich auf die Hauptfigur und deren Umfeld auswirkt.
Figuren, Backstory und sonstiges
Im Personenverzeichnis führst du weitere Figuren mit ihren drei wichtigsten Eigenschaften, ihrem Flaw, dem Alter und der Verbindung zur Hauptfigur und auf.
Falls es eine Backstory gibt, ohne die die Geschichte unverständlich ist, sollte sie ebenfalls kurz dargestellt werden.
Muss etwas zum Worldbuilding erklärt werden oder gibt es noch etwas Wichtiges, was sonst nirgends hinpasst? Das kannst du hier erwähnen.
Der Langtext
Im Langtext führst du die angesprochenen Punkte des Kurztextes in 2 bis 3 Seiten weiter aus. Schau dir dafür die Sätze aus dem Kurztext an und erweitere sie mit weiteren Meilensteinen des Plots: Was will die Figur? Was ist ihr Ziel? Warum kann sie es nicht einfach erreichen? Was steht für die Figur auf dem Spiel? Warum gibt es kein Zurück mehr? Wer oder was stellt sich ihr in den Weg? Was verliert sie? Was lernt sie dabei? Was geht im Showdown ab? Wie sieht das Ende aus? Was hat es für Auswirkungen auf die Figur und ihr Leben?
Die Kurzbiografie
Erzähl was über dich. Was verbindet dich mit dem Buch? Warum hast du genau dieses Buch geschrieben und kein anderes? Was macht dein Buch einzigartig? Füg auch gern ein (niedrig aufgelöstes) Bild für den ersten Eindruck bei – das rundet das Ganze ab, wenn du willst. Gibt es etwas, was dich mit der Story, dem Setting etc. verbindet?
Das Marketing
Abschließend nennst du dein Website, Social-Media-Profile etc., womit die Presse- und Marketingabteilung arbeiten kann. Bist du beispielsweise Stammgast in einem Buchladen und kannst dort Lesungen halten oder kennst du Journalisten vor Ort, die über dein Buch berichten? Diese Sachen helfen Agenturen und Verlagen, das Marketingpotenzial einzuschätzen. Außerdem musst du dir bewusst sein, dass du auch in einem Verlag, selbst Marketing betreiben musst, nicht nur als Selfpublisher*in.
Hast du noch Fragen zum Schreiben deines Exposés oder dem Anschreiben, das es ebenfalls noch braucht? Natürlich hast du das! Das hier ist ja nur eine allgemeine Übersicht und beschäftigt sich nicht ausschließlich mit dir und deinem Manuskript. Kontaktiere mich gern, wenn du meine volle Aufmerksamkeit auf deine Story und dein Exposé willst. Vielleicht kannst du dann schon bald vor Freude in die Luft springen!
Ich bin Mitglied im Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren.